3. Mai 2013 um 12 Uhr: Kundgebung zur Erinnerung an Zwangsarbeit vor der Sternwoll-Spinnerei

EinladungWir möchten hiermit zur Kundgebung am Freitag, den 3. Mai 2013 um 12 Uhr vor der Hamburger Morgenpost in der Griegstraße 75 einladen. An diesem Tag wird ein Relief der Öffentlichkeit übergeben. Eine Informationstafel soll an das Leiden der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und an die Geschichte des Industriestandortes erinnern. Über 1.000 Menschen waren in der Zeit des Hitlerfaschismus von 1941-1945 rund um die Griegstraße (ehemals Brahmsstraße) gezwungen, unter unmenschlichen Bedingungen zu arbeiten. Mit der Erinnerung an diese Schicksale haben sich viele Anwohner und Zeitzeugen von damals bis heute schwer getan. Hier unser Flyer zur Kundgebung.

Zwangsarbeiterinnenkinder besuchten bereits 2007 die ehemaligen Sternwoll-Spinnerei

besuch2007Bereits 2007 besuchten Kinder von Zwangsarbeiterinnen die ehemalige Sternwoll-Spinnerei im Rahmen eines Projekt der Max-Brauer-Schule. Tamara Ponomariowa, damals zwei Jahre alt, erinnert sich an die Erzählungen ihrer Mutter über ihre damaligen Bedingungen. „Es gab solche und solche Deutsche in der Spinnerei. Die eine schrie uns an, die andere fragte nach den Kindern und brachte ihr immer wieder eine dünne Scheibe Brot mit.“ In einem Video von Jürgen Kinter ist dieser Besuch dokumentiert worden.

Bruderschaft der Kriegsgefangenen

Nach jüngsten Recherchen gab es einen Kontakt von Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen der Sternwoll-Spinnerei in Hamburg-Bahrenfeld zur „Bruderschaft der Kriegsgefangenen“ in Süddeutschland. Hierbei handelte es sich um eine Widerstandsorganisation sowejtischer Soldaten in süddeutschen Lagern. Ende 1943 enttarnte die Gestapo die Mitglieder dieser Organisation. Im September 1944 wurden 94 russische Offiziere im KZ Dachau hingerichtet.

Zwangsarbeitslager der Sternwoll-Spinnerei direkt am Fabrikgelände

Die Baracken der Sternwoll-Spinnerei waren, wenn man heute auf das MOPO-Gebäude schaut, rechts bei der heutigen Noch-Grünfläche aufgestellt. Es wird geschätzt, dass von den 600 -700 Arbeitern in der Fabrik die Hälfte Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen waren, überwiegend Frauen. Die „feinen Hanseanten“ der Sternwoll-Spinnerei stellten ein Teil der Produktion auf die Herstellung von Munition um. In einer Granatendreherei wurden vorrangig für die Artillerie Granaten hergestellt.Das Lager wurde vom Werkschutz der Sternwoll-Spinnerei überwacht. Nachts waren die Kräfte bewaffnet, ab 18 Uhr wurden die Fabriktore verschlossen. Die Baracken waren eingezäunt und Wachtürme aufgebaut. Die durchschnittliche Arbeitszeit betrug zehn Stunden, die Menschen wurden in allen Betriebs-abteilungen eingesetzt. Sonnabends verhörte die Gestapo (Polizei!) diejenigen, denen Sabotage vorgeworfen wurde. Es kam vor, dass Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen ins KZ gebracht wurden. Hier die Lagerkarte