Eines der ältesten Gebäude auf dem Grundstück der Griegstraße 75, das Kesselhaus, wird derzeit abgerissen. Es soll ein Neubau folgen. Dem unten abgebildeten Stich von 1904 kann man entnehmen, dass nur noch ein Gebäude aus der Gründungszeit, den Wandel überstanden hat. Die Produktion der Sternwoll-Spinnerei auf diesem Gelände begann am 15. August 1897. Die Entwürfe für das Gelände sollen auf Gottfried Semper zurückgehen. Gottfried Semper, einer der bekanntesten deutschen Architekten des 19. Jahrhunderts (z.B. Semper Oper in Dresden), war Sohn des Wollfabrikanten, dem die Sternwoll-Spinnerei gehörte. Das Kesselhaus lieferte den Dampf für die Färberei der verarbeiteten Rohwolle und der 120 PS Motor erzeugte den Strom für die Beleuchtung des Geländes und den Betrieb von hunderten Spindeln. 1903 wurde das Kesselhaus ausgebaut und eine 800 PS starke Dampfmaschine aufgebaut. 1914 wurde der Strom nicht mehr in Eigenregie, sondern über ein nahegelegendes Elektrizitätswerk besorgt. Am 29. Juli 1944 wurde das Kesselhaus von Bomben getroffen. Bis 1949 erfolgte die Wiederherstellung der Sternwoll-Spinnerei, einschließlich des Kesselhauses.
Gegenstand des Unternehmens, das 1651 aufgebaut wurde, war die Herstellung von Strümpfen und anderen Wollwaren. In Höchstzeiten sollen an diesem Standort über 1.000 Menschen gearbeitet haben.
1951 feierte man noch den 300. Geburtstag, aber die Tage des Unternehmens waren gezählt. Es wurde 1967 aufgelöst, 1970 aus dem Handelsregister gestrichen. Nach dem Niedergang der DDR wurde, weil die ehemalige Konzernzentrale Tittel&Krüger in Leipzig lag, das Unternehmen im Osten sogar wieder aufgebaut, aber ohne Erfolg. Die Produktion wurde nach Tschechien verlagert, bevor auch hier das erneute Ende kam. In der DDR war das Unternehmen in den 1950er Jahren verstaatlicht worden.