Am Haupteingang der heutigen „Marzipanfabrik“ auf Höhe der Griegstraße/Ecke Friesenweg, gegenüber dem Stadion von Altona 93, erinnert ein Mahnmal an die NS-Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der damaligen Sternwoll-Spinnerei. Von September 1942 bis zum Mai 1945 war dort ein Barackenlager auf Höhe des Parkplatzes bei der Birke am Friesenweg.
Am Donnerstag, den 3. Mai 2022, möchten die Unterzeichner/innen Sie zu einer Kundgebung um 12 Uhr am Mahnmal in der Griegstraße 75 einladen, um an die über 400 Menschen zu erinnern, die dort zur Zwangs- arbeit eingesetzt wurden. Sie wurden aus der Sowjetunion, aus Frankreich und Italien zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Das Unternehmen verarbeitete ursprünglich Wolle für den Groß- und Außenhandel. Unter den Marken „Schwan“ oder „Stern“ hatte es bis dahin einen weltweit guten Ruf. 1941 wurde es zu einem Rüstungsbetrieb umgebaut.
Bereits vor dem Bau des Barackenlagers wurden jüdischen Menschen in der Sternwoll-Spinnerei zum Arbeitseinsatz gezwungen, in so genannten Judenkolonnen. Getrennt von der Belegschaft und unter Gestapo-Bewachung mussten sie dort arbeiten. Für den Krieg benötigte man ihre Arbeitskraft. Zum Beispiel Hedwig Cohn, sie arbeitete in dort in einer “Judenkolonne” bis zur ihrer Deportation am 15. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße (Bahnhof Sternschanze) nach Theresienstadt. Sie und ihr Sohn überlebten den Holocaust nicht.
Es waren vor allem Frauen, die aus ihren Ländern verschleppt wurden, um dort Granaten zu produzieren. Am 3. Februar 1942 wurden 50 französische Frauen in durch die Wehrmacht bewachten Baracken untergebracht. Ab dem 17. Mai 1942 folgten 250 sowjetische Menschen aus den durch die deutsche Wehrmacht besetzte Ukraine und Russlands. Später kamen weitere russische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus dem Zwangsarbeitslager auf der Veddel, die in den Aussiedler-Hallen leben mussten, hinzu. Auch 15 sowjetische Kinder zwischen 1 – 3 Jahren lebten dort, von denen nicht alle das Lager über- lebten. Ab September 1943 kamen 30 italienische Militärinternierte in die Sternwoll-Spinnerei dazu, die als Zwangsarbeiter dort arbeiten mussten. Die italienischen Soldaten hatten sich nach dem Sturz Mussolinis geweigert, für die Nazi-Armee in den Krieg zu ziehen. 600.000 wurden nach Deutschland verschleppt. Welch eine Tragik der Geschichte, dass die russische Regierung heute Krieg gegen die Ukraine führt, wo die Wehrmacht und die SS verbrannte Erde hinterließen und Frauen nach Deutschland verschleppt worden waren.
In den Straßen Griegstraße und Friesenweg befanden sich viele Zwangsarbeitslager. So ein großes Lager in der Griegstraße 69, für französische und sowjetische Frauen. Sie arbeiteten bei Conz (heute Otto Bahrenfeld Gelände). In der Margarine-Union, wo heute die Neubauten am John-Mohr-Weg liegen und auch in der Marzipanfabrik, von der heute noch der Schornstein steht, wurden Zwangsarbeiterinnen aus verschiedenen Ländern eingesetzt. Aber auch im Friesenweg 4, wo heute u.a. der Standort der Elbe-Werkstätten ist, wurden sie eingesetzt.
Wir möchten Sie zu einem Treffen am Mahnmal am 3. Mai 2022 um 12 Uhr einladen und würden uns über Ihr Kommen freuen.
Altona 93, Ev.-Lith. Tabita Kirchengemeinde Ottensen-Othmarschen, Hamburger Morgenpost, Oberberg Fachklinik Marzipanfabrik, Schüler:innenvertretung der Max Brauer Schule, Elbe Werkstätten Friesenweg, Initiative gegen das Vergessen (Sternwoll-Spinnerei), Betriebsrat Wärtsilä, Betriebsrat Libri, Betriebsrat AK Altona, Stadtteilarchiv Ottensen